Signaletik als spielerisch pädagogische Interaktion

Wenn ein Schulgebäude im Sinne der Kennzeichnung und Orientierung beschriftet werden soll, liegt neben den Anforderungen für die Signaletik, das erzählerische Spiel mit Buchstaben nahe; lernen doch die Kinder in diesem Haus erst richtig lesen und schreiben. Für den Neubau der VS Altenstadt verwebte das Atelier Andrea Gassner die signaletische Gestaltung buchstäblich mit der Architektur und ihren haptisch, naturbelassenen Materialien. Zu sehen sind Buchstaben, lasergeschnitten in massivem Eschenholz, als bunte Polstermöbel und als leuchtend gelbes Plexiglas mit zauberhaften Farbreflexionen – direkt zwischen der Mehrfachverglasung. Basierend auf der Lernmethodik des Schreibens entwickelte das Atelier eine eigene Schrift. Die schön geformten Versalien sind entsprechend den Schwungbewegung dieser Methotik in zwei Elemente aufgeteilt. Das Spiel mit den Formen der Buchstaben wird besonders bei den Sitzmöbeln im großen Lichthof wirksam. Die Polster zum Lümmeln, Sitzen und Turnen entschlüsseln sich, von den oberen Stockwerken aus betrachtet, als Worte, gebildet aus den Buchstaben für »PAUSE« und »INSEL«. Das Mobiliiar darf umgestellt und neu angeordnet werden. Dann entstehen daraus Anagramme mit ganz neuen Wortschöpfungen. Die fast wandhohen Versalien an den Außenfassaden bieten neben der bunt leuchtenden Fernerkennung zusätzlich einen wirkungsvollen Anprallschutz. Wie ornamentale Wandgrafiken wirken die Wortwolken bei den Eingängen der Klassen. Die Kolumnen mit übereinander angeordneten Zahlen und Buchstaben bei den Eingangstüren zu den Klassenräumen sind ein einfaches Stecksystem zur variablen Raumbeschriftung. Das alles dient der Orientierung und Wegleitung am und im Haus, aber darüber hinaus bewusst einer spielerischen, pädagogischen Interaktion und Wahrnehmung. Das Atelier Andrea Gassner ist mit dieser Gestaltung kreativ und interdisziplinär unterwegs: Zwischen Raum und Grafik, zwischen Systematik und Design, zwischen Spiel und Didaktik.