Grafisches Spiel mit der Wahrnehmung für die Schule Schendlingen

„Freie Menschen lassen sich nicht gerne leiten. Sie wollen entdecken. Wunderbar ist es, dass die Signaletik das forciert. Sie macht neugierig und manch einer geht weiter, als er es ursprünglich vor hatte. Das ist pädagogische Führung: Erziehung zur Freiheit.“ – Tobias Albrecht

Die räumliche Orientierung bei größeren öffentlichen Gebäuden wird meist durch grafische Zeichen, Beschriftungen und Hinweise unterstützt. Im Falle des Orientierungssystems für den Neubau Schule Schendlingen in Bregenz ist den Gestaltern des überregional beachteten Atelier Gassner ein Coup gelungen: Die Wegweisung wird hier jeweils mit zwei Worten umschrieben und plakativ auf den gläsernen Trennwänden von wichtigen Bereichen und Räumen platziert. Nun stehen die Worte nicht einfach nebeneinander, sondern überschreiben sich gegenseitig. Sie sind zudem mit einer Schraffur verbunden, die den nötigen Anprallschutz bei wandhohen Glaswänden erfüllt. Das Atelier Gassner schafft es, aus den normativen Vorgaben einen kommunikativen und künstlerischen Mehrwert zu generieren. Geht man diese Typografien entlang, erscheint je nach Standort wie durch Zauberhand das eine oder andere Wort klar lesbar, dazwischen aber bilden die Interferenzen der übereinandergelagerten Buchstaben und Linien ihr eigenes reizvolles, immer wieder neues Spiel.

Die Gebäudekennzeichnung im Außenbereich variiert die Verknüpfung von Schraffur und Buchstaben als materialgerechte Interpretation der grafischen Elemente im Innenraum. Das reliefartige Schriftbild ist direkt in die eigens erstellen Sichtbetonbrüstungen an den Zugängen eingegossen. Hier bildet das Licht- und Schattenspiel eine sich im Tagesverlauf verändernde Textur.

Es geht um das Phänomen, dass das Wahrnehmen immer mit Raum und Zeit zu tun hat. Die aus einem Ideenwettbewerb mit großem Vorsprung ausgewählte Einreichung des Atelier Gassner überzeugte vor allem durch dieses lebendige Spiel mit der Wahrnehmung für ein Gebäude, bei dem die Vermittlung von Wissens- und Sehenswertem an rund 600 Kinder und Jugendliche im Vordergrund steht.