Titel Raster, Bewegung, Schichten, Muster
Jahr 2020
Kunde Land Vorarlberg
Architektur Querformat, Paul Steurer; hk-Architekten, Hermann Kaufmann, Thomas Fußenegger
Produktion Mader Werbetechnik, Lauterach
Hinter dem sperrigen Akronym »BSBZ« steckt der Unternehmenswortlaut: »Bäuerliches Schul- und Bildungszentrum für Vorarlberg«. In den fünf Trakten des Campus finden unterschiedliche Lehrveranstaltungen für verschiedene Nutzergruppen statt. Das Spektrum der Angebote bringt eine hohe und heterogene Besucherfrequenz. Impulsgeber für die Einbeziehung des Atelier Andrea Gassner war der Neubau des E-Trakts und die Anforderung für eine selbsterklärende Wegführung und Orientierung in der stetig gewachsenen Anzahl von Gebäuden, Zugängen, Stockwerken, Niveaus und Räumen. Eine weitere gestalterische Herausforderungen war der in öffentlichen Gebäuden gebotene Anprallschutz für wandhohe Glaselemente. Es galt ein System zu entwickeln, das die normativen Anforderungen erfüllt, aber gleichzeitig als grafisch spielerisches Element die neue Architektur unterstützt, anstatt sie zu stören. Die Gestaltungsarbeit setzte jedoch am Beginn jeder angewandten Kommunikation an, nämlich beim Namen, bei der Marke. In einem moderierten Prozess wurde der früher übliche und nie ganz außer Gebrauch geratenen Begriff »Landwirtschaftschule« revitalisiert und mit der Beifügung BSBZ als Marke und Logotype neu geschaffen. Inspiration für die grafischen Elemente des Sichtschutzes und der Signaletik waren visuelle Erscheinungen in Erdschichten, Texturen des Ackerbaus, die Architektur des Blattwerk, die Fotosynthese, die Wirkung des Sonnenlichts und des Windes in den Feldern, der Kreislauf des Wachstums – die Metamorphose. Zu diesem Thema und den benutzerführenden Inhalten entwickelte das Atelier Andrea Gassner – differenziert für jedes Stockwerk – Bewegungsmuster, Farben, Typo- und Plangrafiken. Durch Licht und Bewegung von Passanten geraten die Muster in Schwingung, verändern sich laufend, verschwinden und erscheinen wieder, wirken transluzent und wachsen gleichsam durch das Gebäude. Die Linienraster und Schraffuren verstehen sich als grafisches Echo zur vertikal strukturierten Holzfassade. Signaletik, Anprallschutz an den Glasflächen und Architektur spielen konstruktiv zusammen. Auch die sehr einfach und klar gestalteten Elemente der Zentral- und Suborientierung nehmen das Thema der Schraffur auf.
Titel Grafisches Spiel mit der Wahrnehmung für die Schule Schendlingen
Jahr 2017
Kunde Stadt Bregenz Bernhard Fink – Planung und Bau
Projektleitung Christian Freuis, Martin Längle, Dienststelle Hochbau
Druckerei Mader Werbetechnik, Lauterach
Architektur Arbeitsgemeinschaft Architekt Matthias Bär + Architekt Bernd Riegger; QUERFORMAT ZT GmbH, Paul Steurer
Awards Type Directors Club New York, European Design Awards
„Freie Menschen lassen sich nicht gerne leiten. Sie wollen entdecken. Wunderbar ist es, dass die Signaletik das forciert. Sie macht neugierig und manch einer geht weiter, als er es ursprünglich vor hatte. Das ist pädagogische Führung: Erziehung zur Freiheit.“ – Tobias Albrecht Die räumliche Orientierung bei größeren öffentlichen Gebäuden wird meist durch grafische Zeichen, Beschriftungen und Hinweise unterstützt. Im Falle des Orientierungssystems für den Neubau Schule Schendlingen in Bregenz ist den Gestaltern des überregional beachteten Atelier Gassner ein Coup gelungen: Die Wegweisung wird hier jeweils mit zwei Worten umschrieben und plakativ auf den gläsernen Trennwänden von wichtigen Bereichen und Räumen platziert. Nun stehen die Worte nicht einfach nebeneinander, sondern überschreiben sich gegenseitig. Sie sind zudem mit einer Schraffur verbunden, die den nötigen Anprallschutz bei wandhohen Glaswänden erfüllt. Das Atelier Gassner schafft es, aus den normativen Vorgaben einen kommunikativen und künstlerischen Mehrwert zu generieren. Geht man diese Typografien entlang, erscheint je nach Standort wie durch Zauberhand das eine oder andere Wort klar lesbar, dazwischen aber bilden die Interferenzen der übereinandergelagerten Buchstaben und Linien ihr eigenes reizvolles, immer wieder neues Spiel. Die Gebäudekennzeichnung im Außenbereich variiert die Verknüpfung von Schraffur und Buchstaben als materialgerechte Interpretation der grafischen Elemente im Innenraum. Das reliefartige Schriftbild ist direkt in die eigens erstellen Sichtbetonbrüstungen an den Zugängen eingegossen. Hier bildet das Licht- und Schattenspiel eine sich im Tagesverlauf verändernde Textur. Es geht um das Phänomen, dass das Wahrnehmen immer mit Raum und Zeit zu tun hat. Die aus einem Ideenwettbewerb mit großem Vorsprung ausgewählte Einreichung des Atelier Gassner überzeugte vor allem durch dieses lebendige Spiel mit der Wahrnehmung für ein Gebäude, bei dem die Vermittlung von Wissens- und Sehenswertem an rund 600 Kinder und Jugendliche im Vordergrund steht.