urban unterwegs

woodbox – mobile Ausstellung proHolz Austria, Wien

„woodbox“ ist eine mobile Ausstellung in Containergröße, die ohne große Umstände per Sattelschlepper mitten in die städtischen Zentren Europas gebracht werden kann. Auch wenn die Idee dazu anachronistisch simpel erscheint, uralte Plattformen der Kommunikation wie Märkte und Ausstellungen sind auch in Zeiten sofortiger Verfügbarkeit aller Daten nach wie vor relevant und wirksam. Sie stellen Begegnungsräume dar, bei denen Angebot und Interessent, Produkt und Mensch direkt zueinander finden. Nicht außer Acht lassen dürfen wir zudem den ganzheitlichen Wahrnehmungshorizont, bei dem Bedeutungen, Assoziationen und Suggestionen auf sinnlicher Ebene generiert werden, ohne dass uns dies immer gleich bewusst ist. Kommunikation bedeutet Verständigung. Diese entsteht dann, wenn wir auf Informationen und Emotionen positiv reagieren und in eine bewusste oder unbewusste Interaktion eintreten. Kommunikation gestalten heißt, diese Momente zu nutzen und Begegnung, Reaktion und Interaktion zu provozieren. Die „woodbox“ ist bereits ein Exponat für sich. Als begehbarer Ausstellungsraum aus Holz ist sie visuell, haptisch und olfaktorisch erfahrbar. Ausgangspunkt war 2011 die vom Architekturmuseum München zusammen mit dem Fachbereich Holzbau der Technischen Universität organisierte Ausstellung „Bauen mit Holz – Wege in die Zukunft“. In der Pinakothek der Moderne wurden auf 600 Quadratmetern die ökologischen, technischen und gestalterischen Möglichkeiten des Materials Holz gezeigt. Kuratiert hat die Ausstellung Architekt Hermann Kaufmann, der mit uns gemeinsam auch die Gestaltung abstimmte. Die Schau stellt fünf aktuelle Holzbauprojekte im Ökovergleich standardisierten mineralischen Bauweisen gegenüber. 50 weitere Beispiele mit größerem Bauvolumen veranschaulichen die Leistungsfähigkeit und architektonische Vielfalt moderner Holzkonstruktionen. Zentrale Objekte bilden die minutiös gefertigten Holzmodelle der jeweiligen Projekte und raumhohe, auf braunfarbenem Seiden-
papier gedruckte Banner. Die Ausstellung wurde seitdem auch im Künstlerhaus Wien gezeigt und für eine 950 Quadratmeter große Ausstellungsfläche im Martin Gropius Bau in Berlin adaptiert.

Aus der positiven Resonanz auf diese Schau entstand die Idee, die Inhalte kompakter und mobiler zu transportieren. Hermann Kaufmann entwickelte dafür eine Ausstellungsbox in der Größe von 3 × 3 × 12 Metern. Die Aufgabe an uns als Gestalter war: Wie kann es gelingen, Inhalte und Kernaussagen von einer Ausstellungsfläche mit mehreren Hundert Quadratmetern auf 36 Quadratmeter zu verdichten? Der Entwurf sah ein konstruktives Gerippe von 10 × 10 Zentimeter starken Holzbalken vor. Wir schlugen vor, in diese Holzkonstruktion vertikale wandhohe Plexiglasstreifen einzubauen, diese zu bedrucken und zu hinterleuchtete. Diese Bildträger bieten genügend Raum für eine konzentrierte Projektdarstellung, wirken elegant und sind informativ. Auf der gegenüberliegenden Seite wurden plakativ Ökoargumente zu Wald und Holz direkt auf die Holzwand gesprayt. An den Stirnseiten der Box befinden sich Ein- und Ausgang mit Einführungstexten, Label und einer Schauvitrine mit Modell. Außen ist die Box in eine vertikal strukturierte, anthrazit imprägnierte Holzfassade eingekleidet. Seit 2013 tourt sie unter dem Namen „schauholz“ vorwiegend im süddeutschen Raum.

Reinhard Gassner

„woodbox“ ist die zweite, für den internationalen Raum weiterentwickelte Fassung. Das Label „wood“ ist in die Außenwand eingeschnitten und mit einseitigem Farbauftrag akzentuiert, um einen changierenden Effekt der Schrift zu erzielen. Es handelt sich um eine Interpretation der Wort-Bild-Marke „wood“, die Stefan Gassner ursprünglich im Jahr 2005 für die European Wood Initia­tive geschaffen hat. Auffallend ist die Assoziation des doppelten o mit dem Unendlichkeitszeichen. Es erzählt die Geschichte vom fortwährenden Kreislauf des Stoffs Holz und seinen nachhaltigen Lebenszyklen. Material, Architektur und Beschriftung sind aufeinander abgestimmt und kreieren einen Pavillon mit urbanem Erscheinungsbild, quasi als scharfer Kontrast zu dem, was man gemeinhin als rustikal mit Holzbauten in Verbindung bringt. proHolz Austria initiierte in Verbindung mit diesem Medium eine mehrjährige Roadshow mit Best-Practice-Veranstaltungen zum Thema Holzbau für wachsende, grünere Städte. Die Box ist photovoltaisch stromversorgt und dadurch flexibel stationierbar. Sie ist bis Ende 2016 schon weit gereist: Mailand, Bratislava, Ljubljana, Klagenfurt, Brüssel, Turin, Linz, Aachen, Wien, Berlin, Salzburg, Budapest, Genf … Bereits das Ankommen und Abladen der Box am jeweiligen Standort ist ein mediales Ereignis. Die „woodbox“ steht dann für mehrere Tage „im Weg“, mitten im öffentlichen Raum. Sie macht Passanten neugierig und bildet den Mittelpunkt von Lehr-, Fach- und Presseveranstaltungen. Die kommunikative Wertschöpfung ist durch ihre Präsenz und öffentliche Wahrnehmung sehr groß, ein modernes und effizientes Veranstaltungsmarketing komplettiert die Aktion. In diesem Fall kommt die Aus­stellung mit ihren Botschaften direkt auf die Menschen zu, die ansonsten möglicherweise an ihr vorbeigegangen wären.

Andrea Gassner