Plakat als Theater

In der Zeit von 1987 bis 1999 gestaltete Reinhard Gassner für das Theater für Vorarlberg über 150 Stückeplakate. Obschon Gassner seine Ideen stets aus den Drehbüchern ableitet, ist er immer davon ausgegangen, dass der Betrachter das jeweilige Stück noch nicht kennt und dass dennoch Interesse für einen Theaterbesuch erwirkt werden soll. Der Gestalter schlüpft selbst in die Rolle des Regisseurs. Seine Bühne ist einige Quadratzentimeter groß, die Protagonisten sind Farbe, Formen, Schriften, Sprach- und Bildbedeutung; die Spielzeitlänge seiner Aufführung ist manchmal nur eine Zehntelsekunde lang . . .

Er stellte den Eiffelturm schon einmal auf den Kopf, machte die Raffael-Engelchen zu großen Denkern oder brachte mit wenigen Satzzeichen den Stückinhalt auf den Punkt. Gassner, der einen wesentlichen Beitrag dazu leistete, dass das Theater für Vorarlberg ins Gespräch kam und mit pointiertem Bildwitz zu überraschen verstand, schuf meinst unabhängig von der Regie eigene kleine Theaterstücke auf das Papier. (Rezension aus VN–cd Mai 1999)