der Standard Tageszeitung

Mit dem vorliegenden Buch zeigt das Atelier Gassner, wie man in einer Umgebung, die mit Botschaften so überflutet ist wie nie zuvor, sinn- und wirkungsvoll kommunizieren kann Visual Essays / Visuelle Geschichten nennt sich das Buch, und bereits die Gestaltung des Covers erzählt eine Story: wie man mit einem Lochraster über einer Seite voller weißer Punkte auf schwarzem Grund spielerisch Op-Art-Muster schaffen kann.

Drinnen gehen die Geschichten weiter. Sie handeln von Katalogen, Leitsystemen, Ausstellungsgestaltungen, Info-Containern auf Reisen durch Europa, kurz: von verschiedenen Arten zu kommunizieren. Auch von Büchern – das vorliegende ist als Medium zugleich die Message. Mit ihm zeigt das Atelier Gassner, wie man in einer Umgebung, die mit Botschaften so überflutet ist wie nie zuvor, sinn- und wirkungsvoll kommunizieren kann. Das Buch ist also zunächst eine Leistungsschau des Ateliers (d. s. zwei Generationen der Familie Gassner plus Mitarbeiter).

Darüber hinaus vermittelt es wie ein gutes Lehrbuch, worauf es bei grafischer Gestaltung ankommt bzw. wie Design uns bei der Orientierung in der wirklichen und in der Zeichenwelt hilft. Das im vorarlbergischen Schlins angesiedelte Atelier steht in der Tradition einer nüchternen, klaren visuellen Sprache, wie sie in und nahe der Schweiz gepflegt wird.

Da kommt dann zum Beispiel der Zuschnitt zustande, ein Periodikum für die Holzwirtschaft und seit 17 Jahren wahrscheinlich die eleganteste Fachzeitschrift des Landes. Oder die Fassadengestaltung für einen Firmensitz, bei dem die oben genannten Lochraster im Großen verwendet wurden. Oder Leitsysteme in der Landschaft, die "als Begleiter auf einem Kulturpfad dienen". Architekten und Kulturwissenschafter, mit denen die Gassners gerne zusammenarbeiten, haben Essays beigesteuert: weitere gute Geschichten, ganz ohne Bilder.

Michael Freund, Album, 31.3.2017