täuschend echt

Wald & Holz  –  Installation in der Säulenhalle des Parlaments, Wien

Mit der UN-Resolution 61/193 wurde 2011 weltweit als „Jahr des Waldes“ ausgerufen. Ausdrücklich erwähnt diese Resolution die Bedeutung der nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder. Der Geschäftsführer von proHolz Austria, Georg Binder, sah die Chance, bei einem Plenartag im Wiener Parlament die Bedeutung der Rohstoffquelle Wald bei Politikern und Bevölkerung in Österreich ins Bewusstsein zu rufen. Zentraler Kommunikationsort für die Abgeordneten zum Nationalrat und die politischen Entscheidungsträger ist die Säulenhalle des Parlaments. Anlässlich des Plenartags zum Thema Wald und Holz am 21. September 2011 realisierte die österreichische Forst- und Holzwirtschaft deshalb diverse Aktivitäten und Veranstaltungen:

_ Installation mit Kernbotschaften in der Säulenhalle des Parla­ments
_ Medienbeilage zum Thema Wald und Holz im Großformat mit 16 Seiten in „Der Standard“, „Die Presse“, „Wirtschaftsblatt“
_ persönliche Einladung zur Eröffnung an alle Abgeordneten inklusive der Medienbeilage
_ Eröffnung des Aktionstags in der Säulenhalle mit der Präsidentin des Nationalrats
_ Presseempfang und flankierende Pressearbeit zum Thema Wald und Holz

Reinhard Gassner

Für den Aktionstag im Parlament diskutierten wir anfänglich einen klassischen Auftritt mit Infotafeln und begleitenden Drucksachen. Schon bei der ersten Begehung des Veranstaltungssaals im Parlament – der imposanten Säulenhalle in dem historischen Theophil-Hansen-Bau – entstand der Eindruck, dass dieser steinernen Welt etwas entgegenzusetzen sei, etwas, das den Betrachter zum Staunen bringen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen würde. 24 riesige Marmorsäulen ragen in dieser Halle wie mächtige Baumstämme in die Höhe. In meiner Vorstellung trugen sie riesige Baumkronen und der gesamte Saal verwandelte sich in einen Wald. Die Frage war, wie sich diese Vision realisieren ließ.

Erinnerungen an eine Reise nach Las Vegas dienten mir in diesem Fall als Inspirationsquelle. Die gesamte Stadt ist eine Art künstlich perfektionierter Vergnügungspark, schillernd, glitzernd, rosa. Faszinierend, mit welchen Mitteln die Illusionsmaschine funktioniert. Sie gibt einem das Gefühl, es existiere keine Zeit, mitten in der Nacht gelangt man an Orte, die wirken, als wäre die Sonne gerade erst aufgegangen. Die Wechselbeziehungen zwischen Realität und Traumwelt sind verblüffend. In der Shoppingmall des Hotels Venetian bläst beispielsweise ein blitzblauer Himmel die Müdigkeit weg. Mich erstaunte, dass sich nur mit Deckenmalerei und Beleuchtung das körperliche Empfinden so beeinflussen lässt.

Die Chance, die steinerne Halle in eine Waldlichtung zu verwandeln, war perfekt. Durch die gläserne Decke wurde der Saal mit Tageslicht beleuchtet. Wir testeten mehrere Textilien, deren Bedruckbarkeit und Lichtdurchlässigkeit. Das war wichtig, damit die Waldatmosphäre so real wie möglich wirken konnte und nicht mit künstlichem Licht erzeugt werden musste. Aus baulicher Sicht durfte das Material nicht zu schwer sein und musste die vorgeschriebene Brandklasse erfüllen. Der denkmalgeschützte Bau war mit viel Vorsicht und Aufwand zu behandeln. So durfte beispielsweise das Transparent nur mit Gummiringen an den Säulen befestigt oder die Hebebühne nicht direkt auf dem Mamorboden eingefahren werden.

Der Fotograf Bruno Klomfar erhielt den Auftrag, in richtigerPerspektive und mit passendem Seitenverhältnis verschiedene einheimische Baumkronen in extrem hoher Auflösung zu foto­grafieren. Die Vorgaben waren schwierig, da nicht nur die Baum­­kronen optisch stimmig zu sein hatten, sondern darüber hinaus der Baumstamm mit der Säulendimension übereinstimmen musste. Der Betrachter sollte das Gefühl haben, dass die Bäume aus den Säulen herauswachsen.

Der bedruckte Stoff mit einer Fläche von etwa 270 Quadratmetern hatte letztlich exakt die Größe der Deckenaussparung und schloss direkt an den Säulen an. Um dem lang gestreckten Zen­tralraum gerecht zu werden, spiegelte sich die Baumkrone im Stil eines manieristischen Deckengemäldes und wuchs in den blauen Himmel. Die Hallendecke wurde zum Blätterdach. Man stand wie in einer Waldlichtung und roch förmlich das Würzig-Erdige. Zarte Klangkulissen mit Waldgeräuschen und Rufreihen heimischer Waldvögel unterstützten diese Verwandlung. Die Installation befreite den riesigen Saal vom historischen Pathos. Dass dies gelang, ist dem Einsatz des Geschäftsführers von proHolz Austria, Georg Binder, zu verdanken, der von Beginn an von der Idee überzeugt war. Die damalige Nationalratspräsidentin Barbara Prammer sagte: „Es ist eine tolle Sache, dass der Wald auf so eindrucksvolle Art und Weise ins Parlament gebracht wurde.“ Die technisch Verantwortliche des Parlaments, Natalie Iwanowytsch, unterstützte die Aktion und meinte nach abgeschlossener Montage: „Jetzt habe ich das Gefühl, dass man hier frei atmen kann.“

Die Besucher des Aktionstags nahmen die Transformation des marmornen Raums beeindruckt wahr und verknüpften das Erlebnis mit dem prägnanten Argumentarium, das über Kopf auf holzigem Untergrund gezeigt wurde. Entlang der Säulenreihe waren acht bis zu 8,5 Meter lange gehobelte Bretter montiert, die mit großen Lettern in schlichter Typografie wesentliche Inhalte zu Wert und Funktion von Wald und Holz vermittelten. Als Kontaktpunkte für die Besucher standen in der Halle Tresen aus rohem, aber geschliffenem Fichtenholz, gestaltet von Ruth Gassner. Die gesamte Szenografie kommunizierte die Inhalte einem exklusiven Kreis in einer ansprechenden und einprägsamen Art. Die weiterführende Frage, die sich stellte, war: Wie kann die Botschaft in die Tiefe und in die Breite der öffentlichen Meinung gelangen?

Andrea Gassner


Medienkooperation für die breite Öffentlichkeit
Die österreichische Tageszeitung „Der Standard“ punktet wöchentlich mit einem plakativ gestalteten Supplement im Großformat und mit Riesen­auflage. Unter dem Label RONDO Spezial öffneten wir dieses Medium im November 2002 gemeinsam mit den Herausgebern zum ersten Mal für ein Corporate-Publishing-Projekt von proHolz Austria. proHolz hat die Aufgabe, die Bedeutung der Rohstoffquelle Wald und ihre Wertschöpfung in Österreich zu kommunizieren. Aufgrund der allgemeingültigen Relevanz dieser Inhalte erschien uns die Form der journalistischen Kommunikation in der breiten Öffentlichkeit zielführend. Ergänzend zur Installation im Parlament wurde also diese Medienbeilage in einer Auflage von 250.000 Stück produziert und verschiedenen Pressemedien beigelegt. Beiträge lieferte eine Reihe bekannter Redakteurinnen und Redakteure. Der Schriftleiter Wolfgang Weisgram schrieb im Editorial: „In Österreich tut sich mit dem Holz eine Perspektive auf. Jetzt schon ist die Branche ein eminenter Wirtschaftsfaktor. 290.000 Menschen finden hier Arbeit. Und obwohl die Holzwirtschaft wahrscheinlich der älteste Wirtschaftszweig der Menschheit ist, ist sie zugleich der zukunftsträchtigste. Weil sich im Holzgewerbe etwas spiegelt, das der modernen Zeit so abgegangen ist: wirtschaften, ohne damit alles kaputt zu machen. Man nennt das Nachhaltigkeit. Und die wiederum ist nichts anderes als die uralte Einsicht, dass wir uns die Welt nur von unseren Nachkommen geliehen haben.“ Der Titel dieses Mediums spricht für sich: „WALD Menschen HOLZ Köpfe“.